Jan Christ
Schlagschatten – 168 Metamorphosen
ISBN: 978-3-85415-058-9128 Seiten, brosch., neuwertig, erschienen 1988
Die Stunde beim Aufstieg
als es zwischen Tag und Nacht
kein Innehalten gibt
Licht wird fallen
oder nur etwas vortäuschen
von Beziehungen bis ich gehe
in Sätzen mächtiger
„Der Dinge fündig werden, wo sie sind“, diese Feststellung oder Aufforderung, mit der Jan Christ einen Grundton seiner Lyrik anschlägt klingt im Leser im Laufe der Lekture dieser poetischen Metamorphosen nach. Dinge, Gegenden, Beziehungen, Begegnungen werden angesprochen, inhaltlich Fragmentarisches, scheinbar Unzusammenhängendes folgen aufeinander und finden dennoch in den Sehweisen eines starken Ich ihre vorübergehende Beruhigung, das sich mit all seinen Unruhen, Brüchen, Ängsten und Befremdungen der Sprache als höherer Ordnung fügt.
Plötzlich aufschwellende Ängste im Spiegel einer zerrissenen Dingwelt kommen immer wieder zu einem Ruhepunkt, der den Schreibenden zu größerer Wachsamkeit bestimmt. Jan Christs Lyrik, deren Dissonanzen und Sprachgestik dem Gesetz einer strengen sprachlichen Disziplin gehorchen, stellt den Entwurf einer kreativen Unabhängigkeit dar, die aus der Kontrolle emotionaler Entwicklungen und Gegebenheiten entsteht, denen der Schreibende, indem er schreibt, sich nicht unterwirft.
Mit Bildern von Alois Köchl