Gundi Feyrer
DER HIMMEL IST EINE FLASCHE
ISBN: 978-3-85415-129-6244 Seiten, brosch., erschienen 1994
„Verstehen“ ist eine Frage der Perspektive. Der Leser des Buches von Gundi Feyrer muß selbst in die Rolle einer Kamera schlüpfen und sich die „Geschichte“ im Text suchen. Die poetische Logik der Autorin fordert nichts Geringeres als die Einheit von „sehen“ und „verstehen“, „beobachten“ und „denken“. Zu diesem Zweck ist die Mobilisierung unserer Sensibilität gegenüber den Worten und Dingen unumgänglich. „Der Himmel ist eine Flasche“ ist ein „Roman“, insofern unser Leben selbst ein Film ist.
Ankunft auf dem Gare de l’Est, 12 Uhr 32, der Himmel über Paris, eine Frau, gefolgt von einer Kamera. Die Bilder beginnen zu laufen und der Leser wird im Text hinter der Kamera auf die Reise geschickt. Zwölf Tage lang. Bis die Tage rückwärts gehen. Bis der Film im Kopf des Lesers zurückgespult wird. Ein Film? – Eine Frau und ein Mann. Eine Liebesgeschichte? – Vielleicht. Das Buch „Der Himmel ist eine Flasche“ von Gundi Feyrer ist ein „Roman“, insofern unser Leben selbst ein Film ist und der Leser wie eine Kamera auf der Lauer liegt. Ständig Ausschau haltend nach Geschichten, nach Sinn lechzend, voyeuristisch.
Blow-Up: Ein Bild, mehrere Bilder werden zerschnitten und wieder neu komponiert. Cutting.
Die Kamera verändert den Blickwinkel und die Fetzen anderer Gedanken bleiben auf der Innenseite der Bilder hängen. „Verstehen“: Eine Frage der Perspektive. „Das Auge freut sich am Bild, solange es nichts versteht.“ Der Leser, der sich auf eine andere Sehweise einlassen will und der poetischen Logik von Gundi Feyrer folgt, wird die in Flaschen abgefüllten Wörter im Futteral seiner eigenen Gedanken wiederfinden.
„Einst hingen die Worte vor den Tagen und dann wurden sie mit allem was da war und mit dem Samt eines Vorhangs in zwei Flaschen gefüllt.“