Siegfried J. Schmidt
Zwischen Platon und Mondrian
ISBN: 978-3-85415-381-8208 Seiten, brosch., erschienen 2005
Der 80. Geburtstag von Heinz Gappmayr war nur äußerer Anlaß zur Entstehung dieses Buches. Der tiefere Grund liegt in der seit über 40 Jahren andauernden Auseinandersetzung des Germanisten, Philosophen, Kunsthistorikers und Künstlers Siegfried J. Schmidt mit dem singulären Œuvres von Heinz Gappmayr.
Mit der „Poesie des Konkreten“ wird zuerst Gappmayrs künstlerische Position ab 1965 sichtbar, es folgen Differenzierungen über „Traditionelle Dichtung/ Visuelle Dichtung“ und „Visuelle Poesie“, um in der „Theorie visueller Dichtung“ von 1969 zu münden.
Im zweiten Buch-Abschnitt werden S. J. Schmidts Thesen, Manifeste und Epiloge der 70er Jahre festgehalten, um im dritten und umfangreichsten Teil sich direkt mit Gappmayrs Werk auseinanderzusetzen. Der tradierte Begriff „Konkrete Kunst“ scheint sich bezogen auf Gappmayrs Œuvre aufzulösen, seine „Texte im Raum“, „Sprache und Farbe“, bis hin zu „Über die Zeit“ lassen ihn schließlich im vierten Teil mehr und mehr als konzeptionellen Künstler erscheinen.
„Die Worte stehen vor dem Leser wie Gegenstände.“ Das Ikonographische am Bildinhalt wird selbst zum Thema, bestimmte Abstracta, Concreta und Pronomina entdeckt S. J. Schmidt darin. Fläche und Raum, Zeichen und Begriff evozieren im Betrachter Sinn und Sinnenlust. Obwohl Gappmayrs Werk sich durch Kargheit scheinbar verweigert, löst es höchsten Reiz aus, den S. J. Schmidt mit Schönheit benennt.
Wie kaum einem anderen Künstler der Gegenwart gelingt es Gappmayr die Gattungen Kunst und Literatur zu vereinen, er schafft mit seinem Werk das Gegenteil von Fragmentierung und Atomisierung, seine künstlerische Recherche verschmelzt Kunst und Literatur zu einer eigenen Entität. Schauen und Denken als notwendige Handlungen des Betrachters sind vonnöten, ohne deren Verstehen aus dem Werk kein Kunstwerk entstehen kann.
Um Gappmayrs Werkansatz gerecht zu werden, benötigte es eines Mehrfachtalentes vom Range eines Siegfried J. Schmidts, der sowohl Gappmayrs Werk durch die Jahrzehnte beobachtete als auch als Kunstschaffender und Wissenschaftler die Kompetenz mitbrachte, den Leser in diese eigene Kunst-Welt zu führen.