Ulrich Schlotmann
Vivat Vivat Hoher Priester
ISBN: 978-3-85415-640-6296 Seiten, brosch., erschienen 2022
Mit „Vivat Vivat Hoher Priester“ setzt Ulrich Schlotmann eine
imposante Wort- und Satz-Prozession in Gang. Ohne innezuhalten,
mäandert ein Redefluss in Schlangenlinien dahin, Satzteile spalten
sich auf, verkeilen, Gegenstände verlustieren sich im Wörterwirbel.
Es sind immer wieder neue Ansätze von Berichten oder Mutmaßungen
über Verrichtungen, Verfahren, Manöver oder Verhandlungen,
in kräftigen Bildern, doch ohne erkennbares Ziel. In biedermeierlich
anmutenden Vokabeln und Phrasen ist unablässig von einem
geflissentlichen „Sich-angelegen-sein-Lassen“ die Rede, wird
pure Geschäftigkeit und ein Auf-der-Stelle-Treten choreographiert.
Unter dem Sprachkostüm eines vergangenen, mechanischen Zeitalters
werden Großmetaphern sichtbar für heutige Verausgabungsund
Simulationsprozesse, werden uns Lesenden selbstzweckhafte
Betulichkeit, sich rasant überholende Provisorien sowie ein perspektivloses
Sich-Verzetteln im Detail nachvollziehbar, ja körperlich
spürbar. Ulrich Schlotmanns hochartifizielle Suada bereichert
unsere Leseerfahrungen mit bislang nicht gekanntem Sprachwitz:
ein poetisches Gegenfeuer gegen das Falsche des systemischen
Selbstlaufs auf allen Linien.