Werner Wolf
Museum der Wahrnehmung Graz
ISBN: 978-3-85415-487-7312 Seiten, zahlr. Farbabb., Flexcover, erschienen 2013
Was hat Künstlerinnen und Künstler, was Philosophen und Schriftsteller wie beispielsweise Heinz von Foerster, Eugen Gomringer, Gert Jonke und Margherita Spiluttini veranlasst, für ein kleines Museum in Graz Texte zu Ausstellungen zu schreiben und Fotos eines Hauses zu machen, die andere, große Persönlichkeiten der bildenden Kunst und ihre Arbeit zum Thema haben? Weshalb schreiben sie behutsam wohlmeinend, aber kritisch zu einem Thema, das uns alle mehr betrifft, als wir gewöhnlich denken? Weshalb gerade das Museum der Wahrnehmung MUWA? Ist Wahrnehmung ein so umfangreiches Thema der Zeit, ein so abhängiges Thema von den wahrnehmenden Personen?
In diesem schreiben Tony Cragg, Dieter Bogner, Angela Flois, Peter Weibel, Bodo Hell, Thomas Heyden, Robert Pfaller, Marc Ries, Dieter Ronte, Diet Sayler, Franz Schuh,
Daniel Spoerri und Hg. Werner Wolf über das Konstruktive und das Konkrete in der Kunst, über die Vermittelbarkeit von Wahrnehmung und über ein Haus, das beispielgebend ist für weit größere Museen.
Das mag ja alles stimmen und beachtet werden müssen, aber ich denke mehr an den Geist eines Hauses, an seine Grundbestimmung und die gibt es nun hier in Graz, im Museum der Wahrnehmung – einfach so. Als ich das erste Mal vom Ort unserer Versammlung hörte vor etlichen Jahren schon, denn inzwischen sind wir ja – Werner Wolf und sein Museum und der Angereiste – recht gute Bekannte geworden und schauen uns auch gerne zu. Es kam mir vor wie eine fast unerlaubte Kühnheit, ein Museum für die Wahrnehmung zu bestimmen, denn es sollte doch ausgemacht sein, dass jedes Museum ein solcher Ort sein sollte, ein Ort der Wahrnehmung, ein Ort hoher, konzentrierter Wahrnehmung. Wo denn sonst, wenn nicht in einem Museum der Bilder und Skulpturen, der Farben, der feinen Differenzen, der Konzentration, der Sehvorgänge, der Aufmerksamkeit?
Ich erinnere mich, als ich das Wort zuerst hochdeutsch ausgesprochen vernommen habe, als kleiner Schweizer Bub, nämlich als ich auf einem Berg neben einem deutschen Herrn zu stehen kam und wir beide ungefähr in der gleichen Richtung in die Ferne schauten, wo, wie ich meinte, etwas zu sehen, etwas festzustellen. Der Herr sagte: „Ich kann da nichts wahrnehmen!“ Mir kam das Wort sehr bedeutend vor, ja zu bedeutend, um auszudrücken, dass ich da nichts sehen, nichts feststellen kann. Ich lernte also, dass Wahrnehmen etwas Wichtiges ist, dass es WAHR und NEHMEN bedeutet.
(Aus dem Inhalt / Prof. Eugen Gomringer)