Clemens Schittko
alles gut
ISBN: 978-3-85415-655-0168 Seiten, brosch., erschienen 2023
Ein Gedicht kann in allem stecken: in Computerfehlermeldungen, in Schlagzeilen der Yellow-Press,
in Nekrologen ebenso wie in der Bundesligatabelle oder auch in standardisierten Antwortschreiben von Preiskomitees und Verlagen.
Der Autor Clemens Schittko ist jemand, der Gedichte eher findet als erfindet. Seine listenartigen Textgebilde zeigen uns in analoger Form die Absurditäten der digitalen Welt, die einer zunehmend absurden realen Welt entspringen, ja selbst Teil davon sind. Schittkos poetische Verfahren der Kumulierung verweisen auf heutige Produktions- und Kontroll-Hypertrophie.
In der monomanischen Zurschaustellung sprachlicher Fundstücke werden die Perfidien massenmedialen Bewusstseinsschwindels offenbar. Dem spätkapitalistischen Blues stellt Schittko melancholisch getönte Anti-Gedichte über Liebesleid und Tod zur Seite: wahre Kleinode von Selbstironie und stilistischem Understatement. Clemens Schittkos poetischer Konzeptualismus gehört zu den originellsten Beiträgen deutschsprachiger Lyrik heute.
Da bekanntlich die Poesie auf der Straße oder sonst wo herumliegt, kann alles zum Material und Ausgangspunkt von Gedichten oder weiteren Texten werden. (…) Literatur wird hier zum Spiel, zur Demontage und stellt das aus, was diese Textformen (z.B. die Absage-Prosa) verstecken möchten: die Verzweiflung, die in den höflichen, formalisierten Zurückweisungen steckt. Der Autor macht sich aber auch mehrfach selbst zum Gegenstand. (…) Als existenzialistisches Exempel eines Schriftstellers der Gegenwart, inklusive Selbstironie und dem Verweis auf die Produktionsbedingungen und subjektiven Lebenswelten. Man könnte es als Schreiben im Spannungsfeld von kritischer Lethargie und revolutionärem Pessimismus auffassen.
(Andreas Pavlic, Poesiegalerie)