Quer durch die Verheißungen der Poesie ein poetisch-poetologischer Feldzug für das Vermessen, für das vermessene Versprechen, für das ausufernde Einfangen und Ausschreiten (auf-schreiben, nicht zu-schreiben) einer denkbaren Schreiberfahrung. Die 30 plus 30 Zustandsberichte schöpfen aus dem Quellwasser der Geschichte (Morgen, Abend, Nachtgesang) und können als Kompendium gefaßt werden, insofern die Wegmarkierungen selbst wieder auf die Stichwörter verweisen und weiter.
Poesie muß immer wieder einmal ausgeschrieben werden, bis ihre Offenbarung geheim wird. Nichts war und ist bei ihren immer wieder vorhergesagten Untergängen vor ihren Aufgängen sicher. „Alles, was von ihr gesagt werden kann“, sagt S. J. Schmidt, „kann sich nicht mehr auf einen Abschlußgedanken einigen.“ Wenn er von der Poesie, die alles sein kann, spricht, will diese nichts auslassen; das Wenige, das S. J. Schmidt nicht zur Poesie werden läßt, wird von ihm allenfalls eingeräumt. Wenn die Worte sich auf seiner Seite nicht mehr aufhalten lassen, hält sich ihr Sinn doch am Gedankenfluß fest. In ihm wird Poesie zu Wasser, und das Meer ist am Ende der abschließende Gedanke.
(Paul Wühr zu S. J. Schmidt: alleswassieschonimmer über poesie wissen wollten)
Siegfried J. Schmidt
* 1940 in Jülich, Nordrhein-Westfalen (D), deutscher Philosoph und Kommunikationswissenschaftle, lebt in Münster.
Ab 1960 Studium der Philosophie, Germanistik, Linguistik, Geschichte und Kunstgeschichte an den Universitäten Freiburg, Göttingen und Münster,
1966 in Münster promoviert,
bereits seit 1965 wissenschaftlicher Assistent am Philosophischen Seminar der TH Karlsruhe,
dort 1968 Habilitation,
1971 Berufung an die Universität Bielefeld, Professur für Texttheorie,
ab 1973 Professur für Theorie der Literatur,
1979 Professur für Germanistik und Allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Siegen,
dort 1984 Mitbegründer und Leiter des Institut für Empirische Literatur- und Medienforschung (LUMIS).
1990 Aufnahme in die Academia Europaea.
Ab 1997 war Siegfried J. Schmidt Professor für Kommunikationstheorie und Medienkultur an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster und von 1997-1999 sowie von 2001-2002 Leiter des Instituts für Kommunikationswissenschaft. Mit Ablauf des Wintersemesters 2005/2006 wurde Schmidt emeritiert.
Neben seiner Lehr- und Forschungstätigkeit arbeitet er auch als Künstler im Bereich der visuellen Poesie. In Bielefeld war er Mitorganisator des Bielefelder Colloquium Neue Poesie, ein von 1978-2003 jährliches Treffen internationaler Dichter und Künstler, insbesondere aus dem Umfeld der konkreten Poesie.