Mario Rotter
AUS DER FISCHWELT
ISBN: 978-3-85415-272-9328 Seiten, Hardcover, erschienen 2000
Der Wiener Mario Rotter, im Herbst 1995 in Wien im Alter von knapp 36 Jahren unter nicht geklärten Umständen verunglückt, hat – von der Öffentlichkeit fast unbemerkt – ein höchst erstaunliches und umfangreiches Werk hinterlassen.
Verschiedene Sprachen (deutsch, französisch, italienisch, englisch) streifend, verschiedenste Genres variierend (Kurzprosa, Essay, Lyrik, Songs, Autobiographik, wissenschaftliche Arbeiten u.a.), verrät seine Handschrift eine über Jahre geschulte, mehr als originelle Konsequenz.
Schwankend zwischen Koketterie und Distanz zu einem Literaturbetrieb, den er als unmögliche Bühne empfand, dem er sich in sporadischen Anläufen aber immer wieder annähern und um so vehementer verweigern sollte, gelang ihm erst ein halbes Jahr vor seinem Tod die erste Buchpublikation.
Im Mittelpunkt des ersten Bandes aus dem Nachlaß stehen seine kurzen Prosastücke aus den 80er Jahren, die von den Herausgebern unter Bezugnahme auf eines dieser Prosastücke unter dem Titel Aus der Fischwelt zu einem losen und doch stringent zusammengehörigen Konvolut zusammengefaßt wurden.
Weiters versammelt dieser erste Nachlaßband ein autobiographisches Tagebuch-Fragment sowie frühe sprachkritische und -philosophische Reflexionen.
Bereits die ersten erhaltenen Prosastücke umkreisen die sprachphilosophische Falle, der sich Mario Rotter Zeit seines Lebens gestellt hat: Sprachskepsis und Reflexion der poetischen Artikulation, die, verworfen, wieder in Dichtung münden könnten. Schreiben als Privatreligion, auf höchstem Niveau, fernab jeglicher Öffentlichkeit und ohne den Gedanken an die Aura des Künstlertums. Flucht – aus dem Betrieb – in die Zeit, den Ort seines Werkes, das er sich begrifflich erarbeitet hat.
Es gibt Brände, die sich an manchen Orten entzünden, an denen es zu kalt ist. Blau, blau, sage ich und stelle mir eine Landschaft vor, die ich, selbst als all dies gegenwärtig war, schon aus der zerstörung extrapolieren mußte.
Ich frage mich, was für einen Sinn solche Aufzeichnungen noch haben, und komme darauf, daß sie noch die einzige Legitimierung meines Daseins bilden. das ich in vollkommener Einsamkeit zu fristen verurteilt bin, so wie hier die Verhältnisse aussehen .
(Mario Rotter, 1986)