Gundi Feyrer
BILDERWASSER
ISBN: 978-3-85415-446-4128 Seiten, brosch., erschienen 2009
“Fragmente (Tuben), Eindrücke, die sich zu Gedanken ausarten oder einfach bleiben, was sie sind: kurz aufblitzendes Wetterleuchten, das selbst Bewegung ist und also immer weiter treibt, immer weiter ins Schreiben treibt. Kein Festhalten, aber der Versuch, immer das von ihnen abspringende Licht auf mein Facettenauge hinfallen zu lassen, also die Möglichkeit, verschiedene Sätze so zusammenzusetzen, dass ihr Leuchtenkönnen aufscheint, als Erinnerung an ein Stück Luft, gefüllt mit meinem Blick.”
(GF: Fragmente zum Text Bilderwasser)
Der vierteilige Fließtext Bilderwasser (“Ins Schreiben gedreht”, “Wörterlicht”, “Bilderton”, “Läuferleben”) zieht als Gedankenwirbel und Bilderstrom den Leser ins Zentrum einer Poetik der Entgrenzung. Bilderwasser lässt während des Schreibvorgangs simultan ablaufende Bewusstseins- prozesse nachvollziehbar werden, arrangiert übereinander liegende und ineinander greifende Denk- und Empfindungsbereiche zu einer spannungsgeladenen Sprech- und Erzählfläche, auf der sich die Energien, die in den Bewusstseinsknoten und -verkapselungen vorhanden sind, aus denen sich Gedanken und Formulierungen herauslösen, nicht im Kontinuum des Sprachflusses verlaufen, sondern sich stets zu neuen Kraftbündeln sammeln.
Neben der Auseinandersetzung mit Gleichzeitigkeit und Verlauf geht es in Bilderwasser um das Zusammenführen von Wahrnehmungskanälen und um die Auflösung des Subjekts im kreativen Akt. Gundi Feyrer inszeniert “Das Sich selbst beim Schreiben Beobachten” als einen fortwährenden Wechsel von Verdichtungs- und Spaltungsprozessen, den das schreibende Ich existenziell am Laufen hält.
“Wie geht Schreiben vor sich, ins Schreiben gedreht, der Versuch, das Schreiben selbst zu beleuchten. Als klapperndes Geräusch, das die Eindrücke hinten, in der Dunkelkammer der Augen machen. Das rote Licht der Dunkelkammer als klapperndes Geräusch, das die Gedanken machen, wenn ich mich auf sie einlasse. Bilder als Rohmaterial, als verwischte Empfindung, zu abspringenden Lichtfetzen gefasst. Springende Lichter, im Auge als Gedanken festgehalten, um gleich weiter zu ließen. Zu was das Schreiben treibt.”
(GF, ebda)