Peter Pessl
DAS WEISSE JAHR, Aufzeichnungen aus dem Himalaya, Teil 2
ISBN: 978-3-85415-430-3296 Seiten, 62 S/W-Abb., erschienen 2008
Die seit mehreren Jahren andauernde Reisebewegung des Autors und experimentellen Radiokünstlers Peter Pessl durch den indischen und tibetischen Himalaya, deren Umsetzung in Schrift und Bild 2006 mit den Dakini-Dialogen begonnen hat, setzt sich, ein florales Vorsprechen, Flottieren, wildes Abschweifen, Nachhängen, durch die nordindischen Gegenden Kulu, Lahaul und Ladakh fort. Diese sind als Schnittstellen zwischen hinduistischen, buddhistischen, islamischen und schamanischen Kulturen die Wunderländer einer angestrebten „innersten Wesenssprache“, die Gegenwart und Vergangenheit, Realität und Fiktion, Rationales und Irrationales ebenso verbindet wie aneinander aufreibt und in Fetzen sprengt. Die BegleiterInnen des Erzählers sind eine als Dakini bezeichnete „Himmelstänzerin“, wie sie im tibetischen Vajrayana-Buddhismus eine wesentliche Rolle spielt, sowie der italienische Radierer und Architekt Giovanni B. Piranesi. Erzählungen, Notizen, Prosagedichte, Gedichte, Essays sowie 62 Zeichnungen schaffen ein hybrides Netzwerk, in dem Meditationen zu entlegenen Landschaften und surrealen Kultstätten, Ãœberlegungen zu alpinen Architekturen und Lebensweisen, Begegnungen mit Gottheiten und Geistwesen ebenso Platz haben wie wütende Abrechnungen mit â“dem verhassten Politischen“, der schonungslose Außenblick auf die gesellschaftliche Wirklichkeit eines Trauma-Österreich.
was wiederklingt das ist die Wort-Erinnerung, was wir erzählten Vor-Erinnerung (und Nachhall einer Trümmer-Fahrt), um nichts zu wissen sind wir weggefahren, um zu vergessen reisen wir (weiter fort), des Meeres Einsprengsel bleiben Wirrnis, (Weich-)Stein, Saligrame wachsen (verstreut), spät sehen wir die transhumanen Herden in den Hainen (blau) im Flutlicht!, ich will die Blumen-Stimme hören, die (mir) vorspricht, was vorkam, was verfiel, und gültige Namen will ich verkochen (Musterwissen einer Sommerlandschaft)!