Donald Kuspit
Der Kult vom Avantgardekünstler
ISBN: 978-3-85415-139-5304 Seiten, brosch., erschienen 1995
„Das Aufkommen des Postmodernismus signalisiert (…), daß die Kunst ihren therapeutischen Willen verloren hat, man könnte sagen, den Willen, ihr Publikum zu heilen (das in der Tat unheilbar sein mag).“
(Donald Kuspit)
Der bekannte amerikanische Kunsthistoriker und -theoretiker Donald Kuspit beleuchtet in dieser Abhandlung weniger die Semantik einzelner Werke, sondern vielmehr die psycho-soziale Rolle des Künstlers als „besonderes“ Individuum der jeweiligen Gesellschaft.
Während die Avantgarde dieses Jahrhunderts bzw. die moderne Kunst und ihre Theorie den Künstler zum perfekten, authentischen Menschen mit „wahrem Selbst“ mystifizierte, der in einer Art „therapeutischer“ Beziehung den Betrachter zur unentfremdeten Urerfahrung befähigt und seiner Existenz in einer bürgerlichen unterdrückenden Gesellschaft zu Durchbrüchen ins Spontane verhilft, erfährt dieser Entwurf mit der „neo-avantgardistischen“ bzw. postmodernen Kunst eine völlige Umkehr. Künstler wie Andy Warhol, Sherrie Levine, Mike Bidlo, Peter Halley, Julian Schnabel etc. sind Protagonisten eines ganz anders gearteten Mythos, „necrophiliacs of art“, eher der Kunst zugetan, denn dem Leben, zynisch, konsumierend, nur sich selbst und ihre Werke feiernd. Der kommunikative Kreislauf Künstler-Werk-Publikum scheint unterbrochen. Das Werk spricht nicht mehr zu einem „Selbst“, seinen Bedürfnissen und Erfahrungen, sondern nur mehr zu sich und über andere Kunstwerke.
In gewohnter rhetorischer Eloquenz und argumentativer Dichte sucht Kuspit diesen prinzipiellen Konflikt zwischen den zwei diametralen Konzepten oder auch Funktionen des Künstlers bzw. des Kunstwerks im 20. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung des Narzißmusphänomens in diesem Essay transparent zu machen. Er bezieht sich dabei unter anderem auf Freud, Breton, Fromm und Nietzsche.