Dieter Sperl
DER STEHENDE FLUSS
ISBN: 978-3-85415-595-9120 Seiten, brosch., erschienen 2019
„Der stehende Fluss“ ist ein Buch voller Spuren erzählten Lebens: Erinnerungen, Träume, auf der Straße Aufgeschnapptes oder Partikel von Lektüren (insbesondere fernöstlicher Philosophien) kondensieren zu hochverdichteten Textgebilden. Wiederkehrend als „Smalltalk“, „Zuwendung“, „Flash“, „Gelegenheitsdarsteller“ und ähnlich lapidar bezeichnete Kurz- und Mikrogeschichten behandeln Alltagsverrichtungen ebenso wie Situationen höchster Konzentration, von euphorischer Entgrenzung bis zur Erweckung, als zusammengehörig zu einem Ganzen. Augenblicke der Hingabe an das Jetzt finden in der Disko oder im Deutschkurs für MigrantInnen genauso statt wie im klösterlichen Meditationsworkshop. Der Wunsch, Online-Profigamer zu werden, Erinnerungen an den Jahr- zehnte zurückliegenden Kirtag in Maria Waitschach, Gespräche über die Pforten der Wahrnehmung oder die 60 verschiedenen Geschmacksrichtungen von Senf beim „Meinl am Graben“ – alles gehört gleichrangig zu Dieter Sperls Panorama des Da-Seins. Durch das feingliedrige Arrangement unscheinbarer Details und nicht zuletzt durch die egalitäre Disparatheit der Einzelmomente entfalten sich überraschende Zusammenhänge, Einsichten in das, was den einzelnen ausmacht und ihn mit anderen verbindet.
In seinem neuen Buch entwickelt Dieter Sperl eine singuläre Synthese von Erzählung, Dokumentarischem und philosophischer Diatribe, die uns als Teilnehmer mediatisierter Technowelt aufmerksam zu machen vermag: für das uns unmittelbar Betreffende und dessen Verschwinden.
„Der stehende Fluss“ ist so ein unbändiges Dokument libertären Schreibens und minuziösen Montierens, bei dem sich die Teile manchmal touchieren, manchmal nicht im Geringsten überdecken und am Ende doch ein glänzendes Stück Widersinn ergeben, eben einen stehenden Fluss. (Alexander Kluy, Buchmagazin Literaturhaus Wien)
„Der stehende“ Fluss lässt niemanden in Ruhe. Die Abschnitte lassen sich nicht eindeutig oder geklärt lesen, denn sobald der Leser mit dem Text in Berührung kommt, wird es unruhig und eine Melasse aus dumpfen Erinnerungen steigt auf. Mit unzähligen Schnitten, Ablenkungen und Provokationen wird der Leser in Bann gezogen und muss sein eigenes Leben miterzählen, sobald er sich auf die Texte einlässt. (Helmut Schönauer, Neue Südtiroler Tageszeitung)
Biografische Spuren zeigen sich mehr oder weniger unverhüllt, da kehrt das Erzählen etwa wieder an einen magischen Ort in Kärnten zurück. Und da öffnet sich das ‚Tagebuch eines Vierzehnjährigen‘, aus 1980, irrelevant ob als falsche oder richtige Fährte ausgelegt: Diese Einträge gehören weniger in die Empfindungswelt eines Jugendlichen, denn jene eines Erwachsenen, der sich mit dem Medium Sprache in einer Versiertheit spielt, die nur jenen eigen ist, die tief in die Dinge hineinhorchen, genau hinschauen und vieles wieder ziehen lassen können. (Madeleine Napetschnig, Die Presse)
Dieter Sperl kommentiert mit seinem neuen Buch grundlegende Konzepte der Ich-Konstruktion literarisch-essayistisch. Er lässt des Geistes Blitze die „Nacht der Welt“ (Hegel) erhellen. Kurz, jählings und in gleissendem Textlicht dokumentiert er Momentaufnahmen aus seinem „Ego-Tunnel“. Aphorismen, poetische Notate und Mikrogeschichten werden mit Schnappschüssen aus der „Wüste des Realen“ kombiniert und verdichten so den Text zu intermediärer Dynamik, die eine Spur entlang des Grates zwischen Realem, Symbolischem und Imaginärem skizziert. (Reinhard Kacianka, Die Brücke)
Der stehende Fluss ist ein Formen-Potpourri, ein Hilfsmittel zur Sinnesschärfung wider die auferlegte Begrenztheit. Das Ziel des stehenden Flusses ist: Bewusstseinserweiterung. Es geht nicht um Weiterbildung, es geht darum, sich weiter zu lesen. Man kann nicht nur gebannt den präsentierten Geschichten folgen, sondern selbst eintauchen in die gestauten, gespeicherten Erinnerungen und die Schleusen für eigene Gedankenflüsse öffnen. Dies gelingt dem Text scheinbar mühelos. (Markus Köhle, Alte Schmiede)
Literatur, die die Welt zeigt, in der wir heute leben, voll von Fragen, Brüchen und möglichen Antworten, die mit großer Leichtigkeit den Bogen um die ganze Welt spannt: Von Indien bis nach Maria Waitschach in Kärnten. (Michaela Monschein, ORF)