Johannes Jansen
Dickicht Anpassung
ISBN: 978-3-85415-325-280 Seiten, brosch., neuwertig, erschienen 2002
… Lieber Herr im Himmel, sag, daß das nicht wahr ist. Warum liege ich in einem Bett, aus dem ich nicht aussteigen kann? Es ist so schön zu wissen, daß man in einem Bett liegt, aus dem man nach allen Seiten aussteigen kann. Aber ich liege in einem Bett, aus dem man nach keiner Seite aussteigen kann. Ich habe es, ich weiß nicht wie lange, probiert. Es ist kein Aussteigen möglich, obwohl ich abschätzen kann, daß der Fallschutz, der mein Lager umgibt, nicht sehr hoch ist. Ich kann mich einfach nicht überwinden. … (aus: Dickicht Anpassung)
Für den ersten, ältesten Text dieser Sammlung E Dickicht Anpassung E wurde Johannes Jansen 1996 beim Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb mit dem Preis des Landes Kärnten ausgezeichnet. Die beiden Porträts, Für Frank Lanzendörfer bzw. Für Mario Rotter, sind über eine sehr persönliche Hommage an literarische, früh aus dem Leben getretene Weggefährten hinaus auch ein Nach-Denken über Schreibexistenz, Konsequenz, Angst und Scheitern.
Die Texte Gleichzeitigkeiten (1999/2000) und Vorhandensein (2001) führen programmatisch die Themen seiner letzten Bücher weiter: Protokolle der Unruhe, Provisorium des Zweifels, Navigation des Mißtrauens:
… Die Trümmer der großen Gedanken, zu einem Teppich verwebt, der flugfähig sein könnte, doch es ist schon zu spät, um zu fliegen. Zeit zum Verbunkern, sagen die einen, also ab in die Isolation. Irgendwann wird es richtig losgehen, heißt es, und ich hoffe nur, daß ich ausgeschlafen sein werde, denn sowas erlebt man nur einmal und also wird Wachsamkeit gefragt sein, weit über alle Lebensreflexe hinaus. … (Vorhandensein)
Es gibt Sätze, die wirken wie Apostrophe zu einem Desaster. Jansen erzeugt einen Sog, von dem man spürt, dass er den Autor selbst betroffen hat und betrifft. Hier ist ein Schnitt in der eigenen Biografie skizziert. (Ron Winkler)
Gerade weil Jansens ruhige und eindringliche Sprache allgemeine Weisheiten verweigert, kann sich der Leser mit seinen Zweifeln in dem Text spiegeln und seine eigenen Einzelheiten bedenken (Friedmar Apel, in: FAZ)
Was wäre, wenn Gott nur ein Gedanke im Kopf eines philosophierenden Autisten wäre? Dann sollte man Johannes Jansen lesen (Iris Radisch, in: Die Zeit)