Gerald Domenig
Die gute Naht. Schauermärchen
ISBN: 978-3-85415-179-180 Seiten, 44 Duoton-Abbildungen, Hartband,
neuwertig, erschienen 1995
Gerald Domenig berichtet in diesem Arbeitsbuch über seine Reise auf der Stelle. Flüchten andere mit dem Flugzeug, bleibt der Künstler lieber daheim in Frankfurt, um dem Fremden in der gewohnten Umgebung auf die Spur zu kommen. Sein Mittel ist dabei die SW-Photographie, und es geht weniger um das Motiv, sondern um die vielfältigen Strukturen, die sich in den feinabgestimmten Grauwerten finden und das räumliche Sehen des einäugigen Apparates in das flächige Sehen des Zeichners kippen. Die Naht, zuvor Grenze zwischen zwei gegenüberliegenden Photographien in den Domenigschen Archivierungsmappen, läuft jetzt auch durch das Einzelbild. Vor dem belasteten Terminus des Ornaments fürchtet er sich nicht, denn er grenzt es scharf gegen das bloß Dekorative ab: Jenes Werk nenne ich Ornament, dessen Grund die Naht und dessen Bewegung ein latentes Kreisen ist. Es ist das Gegenteil des Zierats, des harmlosen, überflüssigen Bildes.
Der Leser ist eingeladen, den Nähten in Texten und Bildern nachzuspüren. Die vorliegenden Schauermärchen geben ihm auch einen Eindruck davon, mit welcher Unnachgiebigkeit und Härte der Prozeß der künstlerischen Auseinandersetzung stattfindet.
Die Publikation ist im Rahmen des Österreich-Schwerpunkt zur Frankfurter Buchmesse 1995 in der Reihe Künstlerbücher erschienen.
Meine Fotografie: sich von der Welt distanzieren, vor ihr zurückschrecken. Klarheit. Meine Zeichnung: Welt entwerfen, auf Welt zugehen, sich Welt wünschen. Klarheit