Edith Futscher
Diesseits der Fassade
ISBN: 978-3-85415-303-0296 Seiten, 76 S/W-Abb., neuwertig, erschienen 2001
Kryptoportraits der Moderne als Zwitter zwischen den Gattungen arbeiten gegen Gesichtlichkeit – sie sind a-mimetische Bildnisse, die gleichwohl Körperhaftem verpflichtet bleiben –, sie arbeiten in das Diesseits der faces als Fassade. Traditionelles Beiwerk der Portraits, das parergon, wird zum Protagonisten aufgewertet. Stilleben von Gustave Courbet, Edouard Manet, Vincent von Gogh oder Pablo Picasso arbeiten an der Verlebendigung der nature morte, zugleich an den im zeitgenössischen theoretischen Diskurs vielgeschmähten Kategorien Portraitähnlichkeit und Imitation. In den object-portaits aus dem Umkreis der New Yorker DadaistInnen werden technische Apparaturen als Instrumentarien der Umschreibung eingesetzt – Werkgruppen, deren Verwandtschaft nicht allein über geteilte Portraitskepsis, aber über eine vergleichbare Nähe zu jeweils zeitgenössischen literarischen Portraitmodi wie über die feminité der Gattung Stilleben und Strategien der Effeminierung, vom quasi häuslichen Liebesdiskurs bis hin zur Sexualisierung der Maschine, gezeigt wird.
Die vorliegende Studie gibt erstmals einen Überblick über Bildfindungen der frühen Moderne, die an der Schnittstelle zweier Gattungen entstanden sind. In vergleichenden deskriptiven Analysen werden Verfahren des Bedeutungsübertrags herausgearbeitet und vor dem Hintergrund zeitgenössischer Kunst/Theorie und Belletristik kontextualisiert.