Siegfried J. Schmidt
Erfahrungen
ISBN: 978-3-85415-319-1224 Seiten, brosch., erschienen 2002
Österreichische Texte beobachtend
So lange sich das Anfangen lohnt, fangen wir das Beenden nicht an.
Vorliegender Band des Literaturwissenschaftlers und Medientheoretikers Siegfried J. Schmidt widmet sich zentralen Texten der jüngeren österreichischen Literatur zwischen Experiment und Erzählung, zwischen Sprachspiel und Sprachphilosophie E für schmidtsche Verhältnisse eine fast kulinarisch anmutende Kompilation (Werkstattgespräche, Aufsätze etc.) von Beiträgen zur Gegenwartsliteratur.
Inhalt: Vom Anfang. Von Franz Josef Czernin lernend E über fassaden bruchstücke text ein erinnern des lesens. waltraud seidlhofer im blick E Literatur und Authentizität. Das Thema Heimrad Baeckers E Am weitesten entfernt. Zur Logik des Æuvres von Heinz Gappmayr E Enge Spielräume. Diskursivität und Ästhetik in Elfriede Gerstls ¡Spielräumeï E ¡Die Unwiederholbarkeit gilt für jedes gelungene Gedichtï. Gespräch mit Ernst Jandl E ¡Lebensirritationsvorstellungenï. Gespräch mit Friederike Mayröcker E ¡Repetitionsmechanikï. Spracherotik/Sprachmagie im Werk F. Mayröckers E Gemeinschaftsarbeiten: E. Jandls und F. Mayröckers Hörspiele – Sprache und Gefühl. 77 post-wittgensteinsche Bemerkungen – Zeit der Beschreibung. Von der Unbeobachtbarkeit der Beobachtung.
Am Anfang war das Wort, hat der Evangelist uns gesagt. Wie interessant, daß offenbar auch Gott Differenztheoretiker war (und ist?); denn jedes Wort ist eine asymmetrisierte Differenz, eine Unterscheidung, die sich einer Operation verdankt. Sollte etwa auch Gott nicht angefangen haben, als er die Welt erschuf, sondern nur begonnen? Aber wer hätte dann vor ihm angefangen, ein und für alle mal? Oder täuschen wir uns da grundsätzlich in unserem Nach-Denken? (SJS: Vom Anfang)
LiteraturwissenschaftlerInnen erzeugen die Illusion ihrer Unersetzlichkeit auf Kosten der wehrlosen Texte und deren SchreiberInnen. Sie betreiben ihr kannibalisches Geschäft der Skelettierung intakter Texte, deren membra disiecta sie nie wieder zusammenbringen, so schön wie der Text einmal war. Wie also soll man es anstellen über Texte zu reden, ohne, daß nur noch die eigene Stimme schnarrend zu hörend ist? (sjs: über fassaden bruchstücke text)