D. Holland-Moritz
FAN BASE PUSHER. Notizen aus der Peripherie 2002-2005
ISBN: 978-3-85415-426-6152 Seiten, brosch., erschienen 2008
Ein Schnitt durch jüngst vergangene Zeit, deren Spur sich durch Tagebuchseiten zieht, die als Grundlage dienen für ein Schreiben, das Holland-Moritz das authentoide nennt. Nach Lovers Club, der Innensicht aus der Jugendkultur der 70er auf die westdeutsche Provinz, legt der Autor eine subjektive Chronik seines Berliner Szene-Umfeldes der letzten Jahre vor. „Arbeit am Selbst, und zwar lebenslänglich “das ist der kategorische Imperativ des Pop“, zitiert Holland-Moritz aus dem Feuilleton der Zeit vom 30. Januar 2003 ein mögliches Motto für seine Arbeit, die das Biografische aus den Untiefen des Selbstreferentiellen zu lösen versucht, um eben so zu diskursiver Relevanz zu gelangen. Er liefert präzise gearbeitete Momentaufnahmen einer dissidenten Wahrnehmung, die sich im Hinsehen und Vernetzen von Blicken immer weiter verwickelt und sich dabei nachhaltig aus den nachwehenden Melancholien des Pop herauskonstruiert:
„Letztlich stelle ich mir eine Literatur vor, die wie Zeitung ist. Noch nicht mal wirklich besser als Zeitung, sondern nur erweitert um dieses eine reale Einzelmoment, das jeder einzelne Leser der Zeitung zufügt, durch sein Lesen, in Gedanken, in Gesprächen, durch seine Interessen, sein emotionales Geführtsein von seiner Geschichte, all das sozusagen abstraktes Schwerefeld, nicht ein konkretes Leben, sondern die allgemeine Tatsache, daß dem Allgemeinen ein Ich gegenübersteht, ixzillionenfach. Diese Kollision oder Interferenz; das wäre mehr, das ich von einem Buch erwarte, von Literatur. Sicher nicht, daß sie ist wie Literatur, das ist sie ja eh. Da kann sie ja nur wegwollen davon.“ Wenn Holland-Moritz die eigene Schreibhaltung mit diesem Zitat aus Rainald Goetz‘ Abfall für Alle von 1999 beschildert sehen möchte, folgt dies einem weiteren Anliegen des vorliegenden Buches, all jenen Leuten Credits zu zollen, deren Arbeiten ihn seit vielen Jahren begleiten.