Gerhard Rühm

hugo wolf und drei grazien, letzter akt

ISBN: 978-3-85415-496-9

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72 Seiten, brosch., erschienen 2014


Gerhard Rühms Text „hugo wolf und drei grazien, letzter akt“ ist als performatives Bühnenstück wie auch als radiophoner Text im Sinne der „Konkreten Poesie“ konzipiert. Jede der fünf auftretenden Personen spricht ausschließlich Wörter auf einen der Vokale u, o, a, e, i. Der Komponist Hugo Wolf (u, o), dem unter Bezugnahme auf seine, von einer frühen Syphilisinfektion herrührende, bewusstseinsspaltende Erkrankung eine Doppelrolle zugewiesen wird, hatte drei intensive Liebesbeziehungen. Es ist ein merkwürdiger Zufall, dass in den Vornamen der Frauen (Vally, Frieda, Melanie) jeweils zu Beginn die Vokale a, i, e aufscheinen.

Wie aus dem Titelzusatz „letzter akt“ ersichtlich, konzentriert sich der Text auf Wolfs letzte Lebensphase, die einerseits von Wahnvorstellungen, andererseits von zunehmender körperlich-geistiger Erstarrung bestimmt war. Das Erscheinen der „grazien“ (a, i, e!) lässt sich so in diesem Kontext als halluzinative Projektion Wolfs interpretieren, während die progressive Reduktion und semantische Verwischung des Wortbestandes in seiner zunehmenden akkordischen Überlagerung als modellhafter Prozess allmählichen mentalen Versiegens gedeutet werden kann: Gesagtes verliert sich in reinem Klang.

Ausgezeichnet mit dem Karl-Sczuka-Preis 2015 für Hörspiel


Gerhard Rühm

* 1930 in Wien. Autor, Komponist und bildender Künstler, lebt in Wien.
Er studierte Klavier und Komposition in Wien. Im Rahmen der „Wiener Gruppe“ arbeitete er mit F. Achleitner, H. C. Artmann, K. Bayer und O. Wiener zusammen und wurde zu einem der wichtigsten Anreger der österreichischen Literatur nach 1945. Er war Professor an der Staatlichen Kunsthochschule in Hamburg.

Foto: © MMR

Bisher erschienene Titel im Ritter Verlag:

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