.aufzeichnensysteme
IM GRÜNEN
ISBN: 978-3-85415-562-1152 Seiten, brosch., erschienen 2017
„IM GRÜNEN“ versammelt Serien von zweizeiligen poetischen Gebilden, die aus einem de/konstruktiven Verfahren gewonnen wurden: Es entsteht, was stehen bleibt, pointiert die unter .aufzeichnensysteme firmierende Autorin die Genese ihrer Decollage. Destilliert aus umfangreichen von .aufzeichnensysteme hergestellten (journalartigen) Prosatexten wurde das Material nach seiner Eignung ausgewählt, Potential als Projektionsfläche zu entfalten. Strukturiert nach „datum“, „zeit“, „wasser“ und „luft“ – gleichsam den Richtgrößen für einen Freibadbesuch –, gehen die ausgebreiteten Bruchstücke Allianzen ein, ohne dass bestimmte Begriffe hervorstechen. Nicht nur der unaufgeregte Ton gemahnt an Traditionen fernöstlicher Dichtung: Abgelöst aus ihren Kontexten erzeugen die collagierten Partikel bis ins Äußerste reduzierte Mikroerzählungen. Naturwahrnehmungen, Betrachtungen von Alltagsdingen und reflexive Einsprengsel erscheinen als dialektische Walnusshälften oder als Schalen ohne metaphorischen Kern. Solche Gestaltungsweisen forcieren ein für den Leser gleich inspirierendes wie meditatives Spiel mit Sinnreservoirs opaker Ausgangstexte und neuen Potenzen, die jeweils eigene Erfahrungen wachzurufen vermögen. Mit „IM GRÜNEN“ entwickelt .aufzeichnensysteme eine fluide Form der Kurzschrift, die Abgründe der Gegenwart nicht durch vorschnelle Sinnstiftung kaschiert, sondern in dichterischer Immanenz erfahrbar macht.
… Die systematische Anordnung, die genaue Bauart fassoniert in ihrer strengen Form die Texte (…). Wie kommt das Mantrahafte, der entwickelte Duktus (…) zustande? Einerseits durch die größtmögliche Aussparung von Personalpronomina, andererseits durch viele grammatikalische Leerstellen auf der Ebene der Syntax. (…) Es ergibt sich etwas, das wie nebenher ans Ohr dringt, wie Sprachfetzen, zum Beispiel in der U-Bahn oder im Zug – nur um ein vielfaches pointierter.“
(Lydia Haider, Literaturhaus Wien)
… Mit IM GRÜNEN hat (…) Hanne Römer eines der wichtigsten lyrischen Bücher der letzten Jahre vorgelegt. (…) der Text wiederum ist das Produkt einer bestimmten Montagetechnik: der Ellipse. In der Rhetorik heißt das, dass alles, was für das Verständnis nicht unbedingt nötig ist, ausgelassen werden kann (…). Das Augenmerk liegt dann an den Übergängen innerhalb der Gedichtkonstrukte (innersequentiell) und an den Übergängen zwischen den Gedichtgebilden (transsequentiell) – dort zeigt sich die Feinarbeit. Am Ende der Lektüre ist etwas passiert. Nicht auf den Buchseiten, nur im Kopf. Allein durch die Ausnutzung von Text-Montagen (…) ist es gelungen Prosa zu verfassen, ohne eine Handlung vorzugeben, die dann doch folgt (…) Lektüre, die man so schnell nicht vergisst.
(Erkan Osmanovic, Medienimpulse)
Rezensionen:
Literaturhaus Wien von Lydia Haider
Medienimpulse von Erkan Osmanovic
Prämiert als „besonders gelungene Neuerscheinung 2017“