Walter Pilar
Lebenssee ~
ISBN: 978-3-85415-189-0224 Seiten, mit zahlr. Farb- u. S/W-Abb., brosch., erschienen 1996, signiert
Eine skurreale Entwicklungsromanesque
Walter Pilar hat für die österreichische Literaturgeschichte das Genre der Heimatromanesque erfunden. Sein Lebenssee präsentiert sich als eine literarische Chronik des Provinziellen, die, vom „autoautopsischen Biograffäweak“ ausschweifend und auf umfassende Ton-, Bild- und Geruchsmaterialien zurückgreifend, zu einer Art fröhlichen Landesgeschichte des Voralpenländischen mutiert. Tatsächlich reiht sich hier der Chronist in die vorderste Linie der Hinterwäldler ein und sein Eintauchen in die Tiefen der verdammten Herkunft (Ebensee) ist vordergründig (eben so) lustvoll angelegt, dass der Zeigefinger des distanzierten Satirikers oder das Ressentiment des heimatbeschädigt Gequälten ohnehin auf der Strecke bleiben. Also keine Anti-Heimat-Geschichte, keine dahergestelzten Haß- und Schmähtiraden, aber ein ernsthaftes Schaben, Reiben und Bügeln einer spezifischen Population, mitsamt der dazugehörigen Landschaft – plus dem Kolorit von Zeit und Natur (Schlüsselfiguren, Kardinalerlebnissen, Seelen-Nöte und -Ängste, Winkel, Ecken und Kanten etc.) Der Chronist ist hier zweifellos ein gewissenhafter Archivar der eigenen Kunst des Zuschauens, Schmeckens, Beißens und Verdauens. Nicht über den Dingen, sondern mitten im Saft wählt er (ins Land einischaun!), hier gräbt er seine Kanäle, da baut er uns die Sandburgen der Erinnerung neu.
Immer wieder jagt Pilar die einzelnen Worte durch ein Wechselbad aus Sinn und Bedeutung, daß selbst einem Gerhard Rühm schwindlig werden würde. … Pilars Buch ist eine Triumph der Literatur.
(Robert Weichinger, Ö1, Ex Libris, 13. 7. 1997)
Walter Pilar verfügt dank seiner Ausdrucksvielfalt über außerordentliche evokative Kraft. Atmosphäre und Muff der Epoche werden nicht bloß beschworen, sie sind einfach da und hüllen uns ein – mit Gerüchen, Farben und unverwechselbaren Stimmungs- und Sprachdetails. … Sein „Lebenssee“ wirkt wie ein Entwicklerbad für historische Momentaufnahmen. Das ist und bleibt eine seltene Kunst.
(Ulrich Weinzierl, in: FAZ, 1. 7. 1997)
Pilar schreibt eine Prosa, die in ihrer körperbezogenen und realitätsgesättigten Assoziationsdichte so leicht keiner nachschreibt. Er hat für diese skurrile und reale Entwicklungsromanesque einen ganz eigenen, unverwechselbaren Ton und ein absolut originelles Kompositionsprinzip gefunden, die den Qualitätsausweise PILARESK verdienen.
(Klaus Amann, in: ORF, Radio Kärnten)