Walter Pilar

LEBENSSEE ~~~ Wandelalter

ISBN: 978-3-85415-526-3

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384 Seiten, Farb- u. S/W-Abb., erschienen 2015


In Walter Pilars Lebenssee ~~~ finden Impulse individueller Spurensuche mit
solchen reflexiver Geschichtsschreibung zu einem in der österreichischen Gegenwartsliteratur singulären work in progress zusammen. Versammelt sind darin verschiedenartige „skurreale“ Arbeiten aus vier Jahrzehnten: von Bild- und Lautgedichten, schwankhaften bis chronikartigen Geschichten und auto/biographischen Erzählungen bis zum Abdruck von Originaldokumenten wie Briefen und Fotos aus privaten und öffentlichen Archiven.
Organisiert nach dem Bauplan eines Flügelaltars umspannen die Texte, die auf vielerlei Art aufeinander Bezug nehmen, einen ganzen regionalen Kosmos: von den Grundfischen des Traunsees bis in wirkliche und vermeintliche Höhen von Kunst und Zivilisation. Historische Tiefenbohrungen (z.B. ins Bürgerkriegsjahr 1934, ins Umfeld des KZ Ebensee oder in die unmittelbare Nachkriegszeit) bringen die Ansichtskartenkulisse des Salzkammerguts gehörig ins Wanken.

Es muss aber gesagt werden, besser: Es muss gesagt werden können – in der Antike waren es die Kyniker, die es sagten, dass nämlich Menschen grundsätzlich nicht in sokratischen Höhen schweben, sondern dass sie durch Verdauung und Ausscheidung definiert sind. Peter Handke hat es geschafft (ich meine das nicht ironisch), den Abort zum Ort der mehr oder weniger edlen Abgeschiedenheit zu machen, wo man als Dichter in Einsamkeit und Freiheit sitzt. Wieder auf dem Boden der Skurrealität klingt es aber so wie im Buch des Walter Pilar. In »Lebenssee. Wandelalter« ist der persönliche Vorgang des Scheißens in aller Form beschrieben. Nachdenklich sagt schließlich der Ich-Erzähler: »Also reflexiv, gleichwie entspannt zwischen Meta- & Dekaphysik, sprach ich leise vor mich hin: ›Jetzt deaff’ ma uns wiaklich Abendland nenna!‹« 

(Franz Schuh, „Walter Pilars Seenwerk“, in: Datum, Seiten der Zeit)

Die geniale Idee im Leben des im oberösterreichischen Industriekaff Ebensee aufgewachsenen Dichters und Zeichners Walter Pilar tauchte in den frühen 1990er-Jahren auf: Er begann zu untersuchen, wie man mit Worten (und Bildern) auf sich und die Welt und seine eigene, provinzielle Lage darin reagieren kann, ohne provinziell zu sein. (…)

Er hat die konkrete Poesie, das Dokumentarische, die Montage und Konzeptkunst eigenwillig erprobt, seinen Sinn für Komik, Groteskes und Pikareskes in vielen Modi geschult und die fantasievollsten Weisen hervorgebracht, „Mund-Art“ neu zu instrumentieren – vom Pastior-artigen Lautgedicht bis hin zu kunstvoll mit reichem Wortmaterial ausgestatteten und verfremdeten Beschreibungsetüden. (…)

Das „Lebenssee„-Projekt ist nichts Geringeres als eines der großen Dichtungsereignisse der Gegenwart. Es erobert eine neue Dimension im Umgang mit dem heute allseits debattierten Thema Heimat und Provinz, weil es realisiert, wovon der Literaturbetrieb nur konsequenzlos redet – die Pluralisierung der schreibenden Zugänge zur Welt als Herausforderung anzunehmen. In 100 gewitzten Brechungen wird noch einmal ein Abglanz des Ganzen erfahrbar.

(Sebastian Kiefer, in: „Falter“ 51/15, vom 16. 12. 2015)


Walter Pilar

* 1948 Ebensee am Traunsee, Oberösterreich, † 2018 in Linz;
Schriftsteller, Zeichner, “KunstWandWerker & Rauminstallatör”.

Ausbildung zum Volks- und Hauptschullehrer,
seit 1968 zahlreiche Performances, Aktionen, Ausstellungen
und Publikationen.
Beiträge in Kulturzeitschriften und Anthologien
des In- u. Auslandes.
Preise und Stipendien u.a.:
1990 OÖ. Landeskulturpreis für Literatur,
2003 Adalbert-Stifter-Stipendium,
2012-2013 Österr. Projektstipendium,
2016 Kunstwürdigungspreis der Stadt Linz für Literatur.

Bisher erschienene Titel im Ritter Verlag:

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