Francis Ponge
MALHERBARIUM
ISBN: 978-3-85415-337-5392 Seiten, brosch., erschienen 2003
aus dem Französischen übersetzt und mit einem Kommentar versehen von Leopold Federmair
„De facto ist Malherbe ein poete maudit. Der größte, grandioseste und unerbittlichste, der vollkommenste, unnachgiebigste und feurigste unserer Dichter ist – jawohl – ein poete maudit.“ (Francis Ponge)
Das MALHERBARIUM ist ein ungeschriebenes Buch. Also nicht nur ein unfertiges, fragmentarisches Buch, sondern eines, das nicht existiert. Es wurde zusammengestellt und veröffentlicht, um seine eigene Nichtexistenz zu beweisen. Im Fall des Malherbariums verwirren sich die verlegerischen Gründe mit den existentiellen; materielle Sorgen, Konzentrationsschwierigkeiten, literarische Isolierung verschärfen die Schwierigkeit, eine literaturgeschichtliche Formel zu finden, deren Alpha Malherbe, dessen Omega Ponge wäre. So der Übersetzer und Herausgeber Leopold Federmair über Ponge’s umfangreichstes Buch, ein work in progress über viele Jahre hinweg, ein Sprachlaboratorium, das sich gleichsam mit dem Prüfen, Sortieren und Kreuzen von literarischen Pflanzen beschäftigt: Das Malherbarium enthält beides, die bewußte Unfertigkeit und die hermetischen, zeitlosen Formeln, nach denen Ponge strebte. Es spiegelt das Gesamtwerk Ponges, insofern es die Poetologie veranschaulicht, die es gleichzeitig entwirft. (Federmair)
Die Geste des flüchtigen Hinwerfens von Wörtern ist für Ponge ebenso charakteristisch wie das quasi bildhauerische Meißeln und Feilen. Auch wenn seine Stücke in Prosaform abgefaßt sind, haben sie an der Poesie teil. Sie stimmen ein Wortkonzert an, verschränken die quasi-musikalische Ebene (Rhythmus und Lautqualitäten) mit der bildlichen (Vergleiche, Allegorien) und der semantischen (die letztlich zu einer ethischen Dimension führt).
„Man kann eine Linie (keine Gerade) durch die französische Literaturgeschichte ziehen, die bei Malherbe beginnt, über Mallarmé führt und vorläufig bei Ponge endet (…) Ponge sieht sich selbst als Wipfel des Baums der französischen Literatur. Das ist ein ernstes und zugleich groteskes Bild, anmaßend und bescheiden; bescheiden, denn der Wipfel ist nur ein äußerster Trieb, dessen Überleben unsicher ist.“
(L. Federmair: Das ungeschriebene Buch – Nachwort zum Malherbarium)
„Daß es dieses Werk gibt – annähernd 400 Seiten einer rauschhaften Annäherung an einen Poeten der französischen Frühklassik -, darf als Kuriosum und Wunder des österreichischen Verlagswesens betrachtet und bewundert werden. Francis Ponge, der Dichter der stummen Dinge, ein von Peter Handke gefeierter Kiesel-, Muschel- und Naturlyriker, hat in den fünfziger Jahren ein begeistertes poetisches Tagebuch über den von ihn vergötterten Francois de Malherbe (1555 bis 1628, Verfechter einer strengen Regelpoetik, Hofpoet unter Henri IV.) verfaßt. …“
(in: „Die Zeit“ vom 17.2.2005)
Francis Ponge
* 1899 in Montpellier, † 1988 in Le Bar-Sur-Loup (F),
französischer Schriftsteller
Ponge studierte Jura in Paris und Straßbourgh, während des Ersten Weltkrieges arbeitete er in Frankreich als Verleger und Journalist, hatte Verbindungen zu den Surrealisten und trat 1937 der Kommunistischen Partei Frankreichs bei, aus der er 1947 wieder austrat. Während des Zweiten Weltkriegs war er in der Résistance aktiv.
Nach einem kurzen Aufenthalt in Algerien kehrte er nach Frankreich zurück, wo er von 1952 bis 1965 als Professor an der Alliance Française tätig war. 1974 erhielt er den Neustadt International Prize für Literatur.
Werke (Auswahl): „Das Notizbuch vom Kiefernwald und La Mounine“, 1995 (dt. von P. Handke); „Die Seife“ 1993; „Gnoske des Vorfrühlings“ (1990); „Schreibpraktiken oder die stetige Unfertigkeit“ 1999; „Einführung in den Kieselstein und andere Texte“ (1986)
Bisher erschienene Titel im Ritter Verlag:
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MALHERBARIUM
392 Seiten, brosch., erschienen 2003
ISBN: 978-3-85415-337-5
aus dem Französischen übersetzt und mit einem Kommentar versehen von Leopold Federmair -
DER TISCH
80 Seiten, brosch., 2. Auflage, erschienen 2019
ISBN: 978-3-85415-599-7
Von der ersten Auflage sind noch einige Exemplare erhältlich.
Nähere Informationen finden Sie unter unter Antiquarische Bücher / Literatur Essays. -
Der Tisch
80 Seiten, brosch., 1. Auflage, neuwertig, erschienen 2011,
ISBN: 978-3-85415-474-7
aus dem Französischen übersetzt und mit einem Nachwort versehen von Walter Seitter