Miteinander – Zueinander – Gegeneinander
ISBN: 978-3-85415-101-2216 Seiten, 63 Farb- u. ca. 150 S/W-Abb., brosch. mit SU,
neuwertig, erschienen 1992,
herausgegeben von Otto Breicha und Hubert Klocker
Gemeinschaftsarbeiten österreichischer Künstler und ihrer Freunde
nach 1950 bis in die achtziger Jahre
Der Konflikt, der Dialog bis hin zur Utopie einer Künstlergemeinschaft ist Teil des modernen Verständnisses von Kunst. Dieses künstlerische Wollen spannt den Bogen vom gemeinsamen Leben in sozio-kulturellen Ideologien bis zum Aufeinanderprallen individualistischer Positionen und ist oft Ausdruck einer avantgardistischen und politischen Konzeption. In ihrem Zentrum mag das autonome und auratische Kunstwerk – das Bild, die Zeichnung, der Text – stehen. Der die Gemeinschaftsarbeit bedingende und begleitende Prozeß der Konfrontation und seine interdisziplinären Ergebnisse stehen diesem aber ebenbürtig und in der Sache bereichernd zur Seite.
BILDKÜNSTLERISCHES
Noch nie seit dem klassischen Surrealismus in Frankreich wurden von Protagonisten neuer Kunst gemeinsame Vorhaben und Projekte derart intensiv und beeindruckend betrieben und verwirklicht, wie das von den fünfziger Jahren an in Wien geschehen ist. Bekannte Künstler wie Arnulf Rainer, Günter Brus, Dieter Roth und Christian Ludwig Attersee zeichneten gewissermaßen im Duett aufeinander zu und gegeneinander an. Die verschiedenen Hände dieses freundschaftlichen Wettstreitens haben spannungsvolle und reizvoll spannende Blätter, Bilder und Bücher bewirkt, wie sie zwar gelegentlich gezeigt, aber noch nie zusammenfassend dargestellt wurden.
LITERARISCHES
Von der „Wiener Gruppe zum Berliner Kreis“ ist der Essay betitelt, in dem Gerhard Rühm, selber ein Gründungsmitglied der Wiener Gruppe, über die Gemeinschaftsarbeiten berichtet, die von Wiener Autoren und ihren Freunden von den fünfziger Jahren an bis in die siebziger Jahre hinein entstanden sind- gemeinsam verfaßte Texte und Montagen, Veranstaltungen wie die Literarischen Cabarets, aber auch Versuche, miteinander Literatur herzustellen, wie das im Rahmen des „Berliner Dichterworkshops“ geschehen ist. Experimentelle Literatur ist selten mit so vielseitigen und verblüffenden Ergebnissen entstanden, wie damals vom harten Kern der Wiener Gruppe ausgehend, deren Bedeutung für die neue Literatur längst von der Literaturgeschichte erkannt und anerkannt wird.
KONFLIKT UND DIALOG
Ein dritter Teil befaßt sich mit all jenen gemeinschaftlichen Unternehmungen, die über den Bereich Literatur und Bildkunst hinausgehen: also gemeinsame Aktionen, Veranstaltungen allgemeiner und vermischter Art, musikalische Ereignisse und anderes mehr. Eine wichtige Rolle spielt dabei der Wiener Aktionismus, der längst ein wichtiges Kapitel internationaler Kunst geworden ist.