Sebastian Kiefer
Parodie und Totalität. Studien zu Reinhard Priessnitz`”vierundvierzig Gedichte”
ISBN: 978-3-85415-551-51096 Seiten (Inhalt: Band 1 u. 2), Hartband, erschienen 2018
Sebastian Kiefers Studien legen dar, was Reinhard Priessnitz dazu bewog, von einem „totalen“ Gedicht jenseits der Avantgarden zu träumen – und weshalb er sich scheute, das öffentlich als systematisches Programm zu formulieren. Kiefer zeigt, dass und weshalb Priessnitz diesen verwegenen Traum auf der Basis eines säkularen, empirienahen Ergründens von Sprache und Denken träumte, und er zeigt, wie dieser Traum in Gestalt eines in sorgfältiger Dramaturgie angeordneten Ensembles von Gedicht-Individuen fragmentarisch Wirklichkeit werden konnte.
Die Studien führen nun in ausgreifenden Einzellektüren vor, wie fundamental verschieden der Begriff von Dichtung und Text in jedem der vierundvierzig Gedichte entworfen wird – und wie verschieden deshalb das jeweilige Lesen und Sinnerfahren sein muss. Dieses Buch macht in beeindruckender Argumentation nachvollziehbar, wie es möglich ist, dass alle diese Gedichte unwiederholbar eigensinnig sind und dennoch miteinander kommunizieren und konkurrieren, um Eines erfahrbar zu machen: Was genuin dichterische Erkenntnis unter heutigen Bedingungen sein kann.
“Ein Vergnügen ist es, seiner Polemik gegen den gedankenlosen und inflationären Gebrauch diverser poetologischer Begriffe zu folgen, wie z.B. Unverwechselbarkeit oder Offenheit und Unausdeutbarkeit des Kunstwerks.
Das heißt nicht, diese Begriffe zu verwerfen, sondern sie in dezent-überlegter Anwendung dialektisch an ihre Gegenbegriffe zu binden. […] Mit Hilfe der Priessnitz_analyse wird auch ein genauer Blick auf die als Besonderheit moderner Lyrik apostrophierte Selbstreflexivität möglich: Sehr oft ist sie gerade keine Selbstreflexion von Text, Denken, Schrift, sondern poetisch geformte Rede über Aufgaben und Zustände von Dichtung.
Dies sind nur einige Exempel dafür, wie Kiefer die Herausarbeitung des Ranges von Reinhard Priessnitz in der deutschsprachigen Lyrik (nicht nur) des vergangenen Jahrhunderts mit der kritischen Sichtung der für die Untersuchung relevanten Ergebnisse von Ästhetik, Poetologie, Linguistik, Sprachtheorie, Psychologie usw. verknüpft. So ist “Parodie und Totalität” eine Fundgrube für alle literarisch und literaturtheoretisch Interessierten.”
(Jürgen Engler, in Kolik 77, Oktober 2018)
Der große Berliner Poesietheoretiker Sebastian Kiefer hat soeben ein Werk über die einflussreichen 44 gedichte des Avantgarde-Lyrikers Reinhard Priessnitz veröffentlicht.
Es heißt Parodie und Totalität und enthält die klügsten Gedanken zum Erkenntnisstand heutiger Welterschließung vermittels Poesie, die sich als Mittel zur Erkenntnis versteht. (Ronald Pohl, Der Standard, 4. Jänner 2019)