Dominik Steiger
SPUK & GEFLUNKER
ISBN: 978-3-85415-500-3184 Seiten, brosch., erschienen 2014
In Dominik Steigers, jeweils nicht mehr als eine Seite umfassenden, Spuk- und Geflunkertexten sind herkömmliche Grenzen zwischen Natürlichem und Künstlichem, Mensch, Tier und Pflanze, Weltall und Irdischem außer Kraft gesetzt, selbst die Barriere zwischen Leben und Tod erscheint durchlässig. Strandgut aus verschiedenen Mytholo- gien, aber auch Material alltäglicher Erfahrung amalgamiert sich mit Träumen und Visionen zu rätselhaften Geschichten, etwa vom Vogelmenschen, vom Krüppelspiel oder von einer verstorbenen Seele in Gestalt einer Mücke. Was auf den ersten Blick ins Blaue hinein fabuliert erscheint, folgt doch stets einer den Mikro-Erzählungen inhärenten Notwendigkeit: Handlung hantelt sich entlang mannigfaltiger lautlicher oder bildlicher Assoziationen, analog wohl auch zu solchen Mechanismen, die in unserer vor- und unbewussten Sprachverarbeitung wirksam sind. Im Modus schroffen Behauptens erzeugen Steigers elementare Sätze ein traumhaft-surreales, seltsam ahistorisch anmutendes Pandämonium, dessen verzogene Kulissen auf ins Wanken geratene Bezugsysteme der Jetzt-Zeit verweisen. Durch all die Bedrohung und Düsternis erstrahlt als Signal poetischer Feierlichkeit immerhin ein stets blauer Himmel, auch wenn dieser, wie es einmal im Buch heißt, nur an die Decke geheftet ist. Dominik Steigers Spuk und Geflunker verheißt ein heiter-bestürzendes Lektüre-Ereignis.
… Jede Seite ein Abenteuer, jede Seite ein Aufriss geheimer Installationen, jede Seite ein Hieb ins Ungewisse. (Helmuth Schönauer)
… Der Ritter Verlag beweist sich damit wieder einmal als zuverlässige Heimat der österreichischen Literaturtradition jenseits des Mainstreams, was nicht mehr automatisch ident ist mit einem vage gewordenen Avantgarde-Begriff. Domink Steiger aber war in vielen Aspekten jenseits aller gesellschaftlichen wie literarischen Verortungsmarken zu Hause, und wie eine Botschaft aus diesem Jenseits kommen seine bild- und sprachspielerischen „Dingsbumse“ nun auf uns. … Kurz angebratene „Dingsbumse“ sind eine Provokation für alle Schubladenetikettierer, eine Zumutung für die Literarhistorie, die deshalb Prosaminiaturen dieser Art oft lieber gleich links liegen lässt, … (Evelyne Polt-Heinzl, in: Die Presse, Spectrum, 5. 7. 2014)
… Bei Steiger genießen Tiere und Gegenstände eine Wertschätzung, die hinter der Liebe zum Menschlichen nicht zurücksteht. … Man unterhält sich von Mensch zu Tier „mit verständigen gesten und blicken“ (immer in Kleinschreibung). Fehlwörter und logische Abbiegungen führen hinein in nicht für möglich gehaltene Konstellationen. Die grammatikalischen Verhältnisse werden behutsam gelockert. „doch denk dran: dein mund sei klein, dein reiner hochgemuter after sprecher.“ Man begegnet: Inuitdichtern, Salatgärtnern, gestrandeten Holländern. Fürwahr ein Blick ins Paradies. (Ronald Pohl, in: Der Standard, Kultur, 30. 12. 2014)