Franziska Füchsl
Tagwan
ISBN: 978-3-85415-605-5144 Seiten, brosch., erschienen 2020
Das Prosadebüt „Tagwan“ von Franziska Füchsl erzählt von Wanderschaften durch wunderliche Landstriche, in denen eine Scheuche, eine Wache und eine Lumpensammlerin tagwandeln. Begegnungen mit einer einbeinigen Puppe, einem sprechenden Spat, dem Flicker Woitsch und einer Zeichnerin akzentuieren das Widerspenstige, das allen Figuren und deren Ambiente anhaftet.
Durch das Aufklauben, Abklopfen und Streuen von dialektalen oder teils schon lange aus dem Sprachgebrauch verschwundenen Wörtern stellt die Autorin ein faszinierendes, gleichsam aus der Zeit gefallenes Textgebilde her. „Luder“, „Scheuche“, „Zussa“ oder das titelgebende „Tagwan“ (Tagwerk) gewinnen als lexikalische Wiedergänger frische Strahlkraft. Mit einem selten anzutreffenden dichterischen Spürsinn gelingt es der Autorin, mittels Adaptierung sprachexperimenteller Verfahren landläufig vertuschte soziale Verwicklungen freizulegen. Franziska Füchsls erstem Prosa-Wurf verdankt sich nicht weniger als die Erfindung eines bis dato in der Literatur fehlenden Paradigmas: des weiblich verqueren Schelmenromans im Gewand innovativer Sprachkunst.
Was die Erde ist? Alles Erdenkliche. Dass Erde und Denken in einem Wort zusammenklingen, und auf welche Weise Vorstellung und Wirklichkeit eins werden können, weiss man nach diesem erstaunlichen Debüt. Franziska Füchsls Prosa «Tagwan» ist ein Lichtstrahl, wo die deutschsprachige Literatur sonst gern im Dämmer blossen Erzählens liegt. Das schmale Buch erinnert daran, wie weit man kommt, wenn sich die Wörter gegenseitig aufladen, wenn das Enjambement ihres Sinns immer neuen Sinn ergibt und das alles zusammen ein lockeres Spiel.
(Paul Jandl, NZZ)
Füchsls Prosa macht Spaß. Hier in Tagwan kann sie sich frei entfalten, nimmt sich den eigenen zu gestaltenden Raum, lebt in einer detailliert ausformulierten wie in Ausschnitten visualisierten, gezeichneten Landschaft.
(Jonis Hartmann, Fixpoetry)
Füchsls Wortlandschaft ist stark rhythmisiert und äußerst beweglich, der Sog aber geht vor allen von den grandiosen Wortschöpfungen aus, die leicht und genau zugleich sind, mitunter launig, aber viel öfter gute Laune schaffen, es ist kaum möglich, sich diesem Sog zu entziehen, aber warum auch?!
(Angelika Reitzer, Buchmagazin, Literaturhaus Wien)