Arkadij Bartow
Unterwegs mit Muchin, Konzeptionelle Miniaturen
ISBN: 978-3-85415-167-8152 Seiten, brosch., neuwertig, erschienen 1995
„Unvollendete Etüden“, „Miniaturen“, „Geschichten“. Streiflichter aus dem russischen Alltag. Eine Gesellschaft im Aufbruch, im Umbruch, im Zusammenbruch.
Arkadij Bartow fixiert nicht das gesellschaftliche Panorama im „Großen“, er löst vielmehr die individuellen Konstellationen an menschlichen Monströsitäten und Kuriositäten aus dem sozialen Zusammenhang heraus, um sie mit lakonischem Wortwitz gemäß einer sicheren Logik des Absurden neu zu organisieren.
„Die Schriftstellerei ist einer der ältesten Berufe. Zweifelsfrei den Schriftstellern zuzuschreibende Relikte wurden bei Höhlenzeichnungen gefunden und dem Prontolithikum zugeordnet. Durchaus bündig wird eine nähere Verwandtschaft zwischen Schriftstellern und Menschen noch vor dem Neolithikum vermutet, eine Annahme, die durch Knochenfunde aus jener Zeit mit den charakteristischen Spuren von Schriftstellerbissen erhärtet wird. Die ältesten Darstellungen eines Schriftstellers finden sich auf assyrischen Reliefs. Dank ihrer Nähe zum Menschen spielen Schriftsteller bis heute eine wichtige Rolle in den Kulthandlungen vieler Völker (die Opferung von Schriftstellern unter Lenin, Stalin, Chruschtschow und Breschniew). Bei manchen Völkern gilt der Schriftsteller als ,unreines‘ Wesen, und das Wort ,Schriftsteller‘ wird als Schimpfwort gebraucht. Bei anderen Völkern ist die Vorstellung lebendig, der Schriftsteller trage etwas überaus Wichtiges zu ihrem Dasein bei, dort ist eine gewisse Angst vor dem gedruckten Wort zu vermerken. Und es ist diese unbewußte Angst vielleicht eine der sinnvollsten Manifestationen des Selbsterhaltungstriebes.“
(A. Bartow, Die Schriftsteller)