Fritz Widhalm
WARUM STARB DER SCHÖNE MANN?
ISBN: 978-3-85415-310-8176 Seiten, brosch., erschienen 2001
Kein Kriminalroman,
von dem ganz Wien spricht
„Er war die große Sensation in meinem Leben. Ich kam in die große Stadt, so arglos wie ein Neugeborener. Das besagte eindeutig der Ausweis in meiner Handtasche. Abend für Abend erstrahlte die Schönheit seines nackten Körpers. Er sollte einen Auftrag erledigen, und – bei dieser Gelegenheit: Bumm. Kurz darauf stand ich seinem toten Abbild gegenüber. Als schöner Mann ließ er sich von Männern feiern und bewundern. Neunzig Minuten nach meiner Ankunft war er tot.“
Nach monatelangem Betrachten von drittklassigen Kriminalfilmen im TV und tagelangem Abhören dabei mitgeschnittener Kassetten entschließt sich unser Autor Fritz Widhalm, keinen Kriminalroman zu schreiben. Zunächst hat er einen gewaltigen Stapel Kriminalcomix und Groschenhefte zu verdauen; – nach dem Kopieren, Schneiden und Montieren des Prototyps von „Ein Kriminalroman“ entsteht unter seinem Messer „Kein Kriminalroman“.
Alle Elemente, die einen Krimi ausmachen – ein positiver Held, der sich zur Identifikation anbietet; eine heterosexuelle Begierde, die des öfteren die Grenzen zwischen Gut und Böse überschreitet; eine Polizei, die an der Verbrechensaufklärung mit der nötigen Konzentration und dem nötigen Interesse arbeitet; wirklich böse Menschen mit wirklich bösen Zielen, die dafür über Leichen gehen und sich manchmal selbst in Leichen verwandeln oder schlußendlich ins Gefängnis übersiedeln – müssen, um „Kein Kriminalroman“ schreiben zu können, folgerichtig in ihr Negativ verkehrt werden.
Der Held, die Heldin, die bösen Menschen und bösen Ziele werden zu einer austauschbaren Menge. Der Einzelne, die Einzelne können eine Seite lang als geliebt und durchaus sympathisch gelesen und schon beim Umblättern in das genaue Gegenteil verschrieben werden, oder gar verschwinden – um ein paar Seiten später als nichtssagende Langeweiler wieder aufgeschrieben zu werden. Die heterosexuelle Begierde wird in ein Überangebot aller möglichen und unmöglichen Praktiken um- und ausgeschrieben – und die Polizei läßt Leiche Leiche sein und geht Spaghettiessen.